Nicole Spycher

 

Sie lernte Pharma-Assistentin, war bereits mit 21 Jahren Unternehmerin, startete durch als Verkaufsleiterin bei der Swisscom und führt heute das SMI Swiss Marketing Institute – Nicole Spychers Werdegang entspricht keinen Klischees. Ihre Laufbahn zeigt, wie wichtig das persönliche Netzwerk ist und dass man auch auf ungewöhnlichen Pfaden beruflich erfolgreich agieren kann.

Sie wollte einfach mit Leuten zu tun haben, aber sicher nicht den ganzen Tag im Büro sitzen. Weil folglich das KV keine Option war und ihre Mutter sie zum Schnuppern in eine Apotheke schickte, entschied sich Nicole Spycher für eine Lehre als Pharma-Assistentin. In der Ausbildung hat ihr vor allem die Kundenberatung gefallen. Sie schätzte den Kontakt mit älteren Menschen und Kindern, weshalb sich zum Beruf als Krankenschwester hingezogen fühlte. Als sie aber nach Lehrabschluss ein Praktikum auf der inneren Medizin im Inselspital absolvierte, stellte sie rasch fest, dass dieser emotional belastende Beruf nicht der Richtige für sie ist. Durch ihr Praktikum lernte sie die Krankenschwester eines Apothekers kennen, der ihr einen Job anbot und mit dem sie in der Folge die Firma Flexipharm gründete. Zum Gründungsteam zählten insgesamt fünf Inhaber. Flexipharm produzierte Produkte für Altersheim und Spitalbedarf. So kam es, dass Nicole schon im jungen Alter zur Unternehmerin wurde. Leider verlief nicht alles wunschgemäss und Nicole ist rechtzeitig und als erste aus der Firma ausgestiegen, bevor diese einige Jahre später Konkurs ging.

Berufliche Wanderjahre
Da sie Flexipharm ohne konkreten Pläne verlassen hatte, kam Nicole einmal mehr ihr Netzwerk zu Gute und sie wurde in ein Architekturbüro vermittelt. Dort überzeugte sie zwar als Verkäuferin, aber der administrative Teil gefiel ihr nicht. Nach sechs Monaten kam sie zum Schluss, dass es ihr in der Immobilienbranche nicht gefällt. Zudem erhielt sie zu diesem Zeitpunkt ein Stellenangebot von Sandoz-Wander Pharma AG, wo sie sich früher einmal auf eine Stelle beworben hatte. Fortan war sie wieder in der Pharmaindustrie tätig. Sie erlebte die Fusion zu Novartis hautnah und weiss daher bestens, was es bedeutet, wenn zwei Firmenkulturen aufeinandertreffen. Obwohl sie die Weiterbildung zur Marketingplanerin absolvierte, war es schwierig in der Pharmabranche ohne Studium Karriere zu machen. Und wieder spielte das Netzwerk. Einer ihrer Dozenten von der Weiterbildung vermittelte sie in die Swisscom als Head of Direct Sales. Dort durfte sie die Abteilung übernehmen und aufbauen. Sie erinnert sich: «Es war nicht einfach, sich als junge Frau ohne Führungserfahrung in einer Kaderposition zu behaupten.» Nicole betreute fünf Mitarbeitende und brachte mit ihrem Team den Online-Shop ans Netz, worauf sie fürs ganze Mobile Portfolio (Fixnet und Bluewin) verantwortlich wurde und ein grösseres Team führen durfte. Gleichzeit bildete sie sich zur eidg. dipl. Marketingleiterin weiter. Leider fiel die erfolgreiche Teamleiterin dann einer Reorganisation zum Opfer und wurde vom einen auf den anderen Tag freigestellt. Rückblickend ist Nicole Spycher für diesen Schicksalsschlag dankbar: «Ich habe mir meinen Traum erfüllt und war drei Monate in Costa Rica, um Spanisch zu lernen. Anschliessend kam ich total relaxt nach Hause und wusste, dass ich etwas anderes machen will». Ein Bekannter wies sie darauf hin, dass die DLD Trading in Rüfenacht eine Marketingleiterin sucht. Sie erhielt die Stelle und vertrieb fortan TEWA, UGG, Crocs und weitere Brands. Der Surfer-Groove war ein krasser Umbruch zu der vorangehenden Zeit im Deux-Pièces-Look bei der Swisscom. Nicole begann am SMI das Fach Marketing zu unterrichten und war zudem Expertin bei den schriftlichen Prüfungen der Marketingfachleute und bei den mündlichen Prüfungen der Verkaufs- und Marketingleiter. Auch zu diesem Engagement kam sie durch ihr Netzwerk, weil sie von einem Kunden für diese Funktion empfohlen wurde.

Am richtigen Platz
Das Unterrichten am SMI hat ihr stets gut gefallen. Trotzdem hat sie es sich gut überlegt, als man ihr eine Stelle mit Aussicht auf mehr Verantwortung im SMI-Team anbot. Nicole sah darin eine Chance und Herausforderung und so wurde sie zur rechten Hand der Institutsleitung. Es ging dann alles etwas schneller, als geplant. Nicole wurde innerhalb eines knappen halben Jahres zur Geschäftsführerin. Heute bezeichnet sie sich als «Mädchen für alles». Der Fokus ihrer Arbeit liegt auf der Strategieentwicklung des SMI, der persönlichen Beratungen von Interessenten, der Gewinnung neuer Studenten, Kursmanagement und Kursleitung sowie Betreuung des Dozentenstabs mit 90 Dozenten. Dazu kommen die Geschäftsführungsaufgaben wie Buchhaltung oder Personalwesen. Nicole weiss noch, dass sie schon als Kind mit ihren Puppen und Stofftieren immer Lehrerin gespielt hat: «Das hat mir schon damals Freude bereitet und deshalb bin ich heute am SMI genau am richtigen Platz.»

Nicole mit George

Zukunftspläne und -träume
Nicole lebt nach dem Motto: «Sei wer du bist und sag was du fühlst. Denn die, die das stört, zählen nicht und die, die zählen, stört es nicht.» Die heute 46-jährige treibt in ihrer Freizeit gerne Sport, kümmert sich um eine gesunde Ernährung, pflegt Familie und Freunde, liest gerne ein gutes Buch und ist oft mit Hund George in der Natur unterwegs. Ihr persönliches Ziel wäre es, etwas weniger zu arbeiten, denn eine ausgewogenen Work-Life-Balance ist ihr wichtig. Da sieht sie noch Optimierungspotenzial. Sie bemüht sich aber auch immer wieder darum, was für eine Weiterbildung sie noch machen könnte, um im SMI einen noch besseren Job ausüben zu können. Eine Anstellung in einem Grosskonzern mit starren Hierarchien kann sie sich nicht mehr vorstellen. Ihre Zukunft sieht sie im SMI. Und wer weiss, vielleicht erfüllt sie sich ja einmal ihren Traum vom Häuschen in der Provence.