Netflixierung Imagebild

Netflixierung beschreibt, wie sich Konsum, Kultur und Bildung dem Prinzip des Streaming angleichen. Das Geschäftsmodell sieht eine monatliche Gebühr vor.

Bisher schlägt die Netflixierung in erster Linie im Kulturbereich durch – beim Zugang zu Serien, beim Musikstreamen und natürlich schon lange bei Zeitungen. Auch Software beziehen wir heute im Abo-Modell. Den Anbietern überweisen wir jährlich eine Gebühr, um weiter von der Dienstleistung zu profitieren. Aber warum sollten wir in Zukunft nicht auch Kleider, Tierfutter und das Büro netflixieren oder gar den sonntäglichen Besuch in der Kirche als Stream denken?

All diese Angebote werden auf einer digitalen Plattform vertrieben. Wir erhalten ein Login, das dem Anbieter Zugriff auf unsere Kundengeschichte verschafft. Durch unser Such- und Konsumverhalten hinterlassen wir eine Menge Daten. Anbieter nutzen diese Informationen über uns, um ihre Produkte an unseren Vorlieben und die Preise unserem Portemonnaie anzupassen. Algorithmen lernen uns immer besser kennen. Sie empfehlen, was uns gefallen könnten. 

Zurzeit dominieren Plattformen aus den USA und China das Geschehen. Es fehlen Anbieter aus Europa. Hinter der Netflixierung versteckt sich deshalb auch eine geopolitische Dimension. Die anbietenden Plattformen haben nicht nur wirtschaftliche Macht. Sie definieren ebenso unsere Privatsphäre und stellen zur Debatte, wieviel Platz der Zufall in unserem Leben hat.


Dozent am SMI, Zukunftsforscher und Gründer Wissensfabrik

Dr. Joël Luc Cachelin, Dozent am SMI, Zukunftsforscher und Gründer Wissensfabrik